Unser Pilzhaus

Unser Pilzhaus

Mittwoch, 17. November 2010

Alicias Geburt - oder der Anfang vom Chaos der Gefühle!

Als mein Mann und ich beschlossen hatten, dass der Zeitpunk für unser 1. Kind gekommen war, haben wir erst mal genau geplant wann die Fruchtbaren Tagen waren und so weiter, es konnte uns nicht schnell genug gehen. Und dann hat es auch schon nach 2 Monaten geklappt. Jipiiee Schwanger.

Die Schwangerschaft war echt angenehm, kaum Übelkeit oder sonstige Beschwerden.
Ca. in der 22. Woche musste dann der Geburtstermin um 3 Wochen nach Vorne verschoben werden, das Kind sei noch etwas zu kein, da hätten wir uns wohl verrechnet, das kommt schon mal vor, die Natur ist nicht immer so planbar, also kein Grund zur Sorge.
Mit 25 habe ich auch wirklich an keine Weiteren Untersuchungen gedacht, -Fruchtwasseruntersuchungen sind was für Frauen ab 35-

Die Geburt verlief nicht so gut nach über 12 Stunden Wehen um 9:26Uhr, wurde Alicia per Notkaiserschnitt unter Vollnarkose geholt - so hatte ich mir das sicher nicht vorgestellt.

Im Aufwachraum fühlte ich mich erst mal erleichtert, weil die Schmerzen weg waren, aber auch ganz schön alleine so ohne Bauch.
Eine Schwester hatte dann eine schöne Nachricht von meinem Mann, "Es ist ein Mädchen und sie hat ganz viele Haare" ( ja so was war mir in der Schwangerschaft durch den Kopf gegangen, das sie doch bitte keine Glatze haben soll, außerdem wussten wir die ganze Zeit das Geschlecht nicht).

Leider durfte Alicia noch nicht zu mir, da sie bei der Geburt etwas Fruchtwasser geschluckt hatte und noch ein wenig Sauerstoff brauchte, sie lag im Kinderzimmer im Wärmebettchen und ich lag mittlerweile auf Station, kein so schöner Anfang.

So gegen 12:00 Uhr kam dann die Kinderärztin um die U2 zu machen.
Als sie zu mir ins Zimmer kam war ich gerade ganz alleine.
Alicia müsse noch etwas im Wärmebettchen bleiben.
Außerdem meinte sie, -dass müsse sie mir leider jetzt sagen- besteht der Verdacht einer Chromosomenverschiebung, ich weiss gar nicht mehr ob sie direkt von einer Trisomie gesprochen hat, aber ich wusste wovon sie redet.
Es müsse aber noch ein Bluttest gemacht werden um wirklich sicher zu sein, das dauert ein paar Wochen.
Und dann war ich wieder alleine im Zimmer, ohne Baby und mit dieser Nachricht.....
Irgendwann kam dann mal eine Schwester mit Alicia herein um sie mir kurz auf den Bauch zu legen, aber dann musste sie auch gleich wieder weg, das war alles so unwirklich.


Um 18:00 Uhr habe ich mich dann aus dem Bett gequält und bin zu meiner Tochter gegangen.
Da habe ich sie zum Ersten Mal richtig gesehen und dieses Bild werde ich nie vergessen, wie sie da lag nur mit Windel in diesem Plastikbett, ganz an die Wand gekuschelt, schlafend, so zerbrechlich, ich war voller Liebe, so starke Gefühle und auch schon etwas Sorge.
Und dann durfte ich sie auch endlich mit ins Zimmer nehmen.


Die ganze Zeit über habe ich daran gedacht, dass sie sich vielleicht geirrt hat, erst mal den Test abwarten.


Mit dem Stillen hat es so gar nicht geklappt, da hat mein Baby nur geschrien und sich gewehrt hat es richtig zu versuchen (zu anstrengend), also abbpumpen und Fläschen geben, auch wieder so ein Gefühlschaos, ich war froh, wenn sie die Flasche trank und während den Pumpens hab ich dann geheult.


Am Dienstag sollten wir dann plötzlich in die Kinderarztpraxis ( vom Krankenhaus aus ), wegen eines Ultraschalls vom Herzen - ich dachte erst das wird bei allen Babys gemacht -
und die Ärztin erzählte uns dann etwas vom Herzen und Herzklappen und einem offenem AV-Kanal und das "DIESE" Kinder häufiger Herzfehler hätten usw... Bis ich sie dann fragte warum sie immer "diese Kinder" sagte. Sie als Ärztin, die schon mehre Down Kinder behandelt hat, wäre sich zu 95% sicher das Alicia das Downsyndrom hat!  In dem Moment zerbrach alles.... Meine ersten Gedanken waren, sie wird später mal behindert aussehen, ich liebe sie, ich will sie behalten, sie hat das Downsyndrom...In dem Moment gab es kein Zurück mehr.


Ich war noch die ganze Woche im Krankenhaus und habe so nach und nach meine Verwandten benachrichtigt und je mehr ich darüber redete, desto besser konnte ich damit umgehen, aber noch ganz weit weg von gut.


Das Schönste war, dass ich sie vom ersten  Augenblick an so sehr geliebt habe, so starke Gefühle habe ich noch nie erlebt.
Das Schlimmste war, das ich sie liebe und es mir somit nicht einfach egal sein konnte. Wäre sie mir egal gewesen hätte ich mich nicht so über sie gefreut und mir nicht so viele Sorgen um sie gemacht.


Das ist jetzt fast 5 Jahre her, geblieben ist die Liebe und immer wieder auch Sorgen und manchmal auch etwas Verzweiflung und Ärger, aber bei welchem Kind ist das nicht so?

2 Kommentare:

  1. Das hast du so schön geschrieben, ja das war ein Gefühlschaos, kennen wir hier auch nur zu gut !!!
    Danek das du uns deine Geschicht erzählt hast !!!

    Liebe Grüße NAemi

    AntwortenLöschen
  2. Es tat auch gut das mal so zu schreiben.

    AntwortenLöschen